Die Erwärmung der laufenden Klimakatastrophe verändert die Natur vor unserer Haustüre seit Jahrzehnten. Manche dadurch begünstigte neue Arten lösen erhebliche Konflikte und Mehrkosten aus, so z.B. der Götterbaum (Ailanthus altissima), der ob seines schnellen Wachstums entlang der Autobahnen erhebliche zusätzliche Pflegekosten der öffentlichen Hand auslöst. Andere haben sich nach und nach ohne erkennbare Konflikte eingefunden, zunächst die Wespenspinne (Argiope bruennichi), später das aus dem Mittelmeerraum stammende Weinhähnchen (Oecanthus pellucens), das inzwischen mit seinem eintönigen Gesang auch die Sommernächte bei uns akustisch mit prägt.
Nun folgt mit weiter steigender Sommerwärme die Europäische Gottesanbeterin (Mantis religiosa). Dieses sehr besondere Insekt, dessen Weibchen sich u.a. auch ohne männlichen Partner fortpflanzen können, ist im Kreisgebiet und darüber hinaus bis nach Köln und im Ruhrgebiet angekommen.
„Wir finden die Art auf unseren Pflegeflächen in Bornheim regelmäßig. Es begann im November 2023 mit dem Fund einer Oothek, einem Schaumpaket, in dem die Weibchen ihre Eier ablegen und in der die Eier den Winter überdauern. In diesem Jahr begegnen wir Nymphen und erwachsene Tiere an gleich mehreren Stellen.“, berichtet Achim Baumgartner, beim BUND Rhein-Sieg-Kreis zuständig für die Flächenpflege. Besonders wärmegetönt sind im Kreisgebiet der linksrheinische Rhein-Sieg-Kreis sowie das Siebengebirge.
Wie andere Großinsekten auch ist die Gottesanbeterin darauf angewiesen, dass ihre Biotope nicht mit schweren Maschinen bearbeitet werden, die empfindlichen Tiere bei der Mahd nicht zerstört werden. Die Ootheken können nur in ungemähten Streifen und Säumen überdauern. Der BUND berücksichtigt dies durch Streifenmahd und dem Einsatz des tierschonenden Balkenmähwerks.
Funddaten der Art sammelt bundesweit das Naturkundemuseum in Potsdam. Fast 15.000 Funddaten sind dort aktuell verzeichnet für die Jahre 2023 bis 2025 mit einem erkennbaren Schwerpunkt in den neuen Bundesländern südlich von Berlin.