BUND-Kreisgruppe Rhein-Sieg

BUND fordert ehrliche lokale Klimaschutzpolitik

27. Januar 2022 | Pressemitteilung

Quelle: Pixabay, Bild von Gerd Altmann

Klimaschutz erschöpft sich nicht im Bau von Windkraft und Solaranlagen, der
Wärmesanierung von öffentlichen Gebäuden und der Stärkung der Wasserstofftechnologie.
Klimaschutz verlangt auch, bestehende CO2 Belastungen kritisch zu hinterfragen.

So entstehen durch den Straßen und Wegebau mit Asphalt und Beton und den Zubau
von Häusern enorme Klimalasten, die kaum in der Öffentlichkeit thematisiert werden.
Weltweit ist der Bausektor für knapp 40% der gesamten CO2 Emissionen verantwortlich.1

Trotzdem bauen die Kommunen im Rhein Sieg Kreis aktuell so viel wie selten zuvor.
Neue Baulandflächen auszuweisen ist nach wie vor die zentrale politische Forderung der
Kommunen im laufenden Regionalplanverfahren bei der Bezirksregierung Köln.
Klimasch utzziele spielen dort dagegen keine Rolle, etwa indem Standorte für
Klimaschutzwälder, die deutliche Erweiterung der Auenkorridore und die Rücknahme von
Bauland reserven verlangt werden würden.

Die künstliche Beleuchtung von Straßen und Gebäuden verbraucht 7 % des
Strombedarfs in Deutschland (Stand 2012), das entspricht 2 Millionen Tonnen C02 oder
der Leistung von vier Atomkraftwerken des Typs „Brockdorf“ 2. Trotzdem laufen in vielen
Orten Planungen für neue Beleuchtungsstrecken. Die Frage, wo Beleuchtungsinfrastruktur
auch aus Klimaschutzgründen ganz entfallen kann, bleibt ungestellt.

Eine enorme Klimalast entsteht aktuell durch die Kahlschläge in der Forstwirtschaft.
Trotz dem werden auch die Forste in öffentlicher und kommunaler Hand eingeschlagen.
Enorme Kohlenstoff und Lachgasemissionen werden dadurch im Boden freigesetzt. 1,2
Millionen Tonnen CO2 pro Jahr gasen aus den Kahlschlagsflächen aus 3.

Angedachte Bauvorhaben wie ein neuer Autobahntunnel unter dem Rhein
oder immer neue Ortsumfahrungen sind daher mit Blick auf eine klimagerechte Zukunft genauso fehl am Platz wie die Idee, der Bau von bundesweit 400.000 neuen Wohnungen im Jahr könne mit
den Klim aschutzzielen auch nur ansatzweise vereinbar sein. Selbst der Ruf nach immer
mehr beleuchteten Radwegen wirkt im Kontext der Klimakatastrophe in dieser Pauschalität
unangemessen. Kahlschläge w urden und w erden in vielen kommunalen Forsten
durchgeführt, in Bad Honnef und Hennef ebenso wie in Sankt Augustin oder Bornheim.
Wer trägt und kompensiert diese immer neuen Klimalasten?

Kommunale Beschlüsse zum Klimanotstand oder zur Prüfung jedes Beschlusses auf
Klimaverträglichkeit scheinen weitgehend verpufft oder reichen nicht weit genug.
Solaranlagen auf öffentlichen Gebäuden muten da an wie Symbolpolitik.

Wir benötigen grundlegende Konzeptänderungen. Dafür sind in einem ersten Schritt
alle Klimalasten einer Gemeinde ehrlich zu bilanzieren und es ist jährlich zu prüfen,
ob eine Trendumkehr erreicht werden konnte. Ein solcher Schritt würde viel verraten,
über die tatsächlichen Wirkungen kommunaler Entscheidungen
.


1 www.solarify.eu/2020/12/17/331-0-rekord-co2-ausstoss-im-baubereich/
2 Forschungsverbund „Verlust der Nacht“, 2012
3 www.zdf.de/nachrichten/politik/klima-wald-kahlschlag-100.html

Zur Übersicht

BUND-Bestellkorb