BUND-Kreisgruppe Rhein-Sieg

Kommunaler Insektenschutz

30. Mai 2019

Ökologisch wirksame, bunte, insektenreiche Wiesen zu entwickeln, ist eine wichtige Aufgabe des BUND Rhein-Sieg. Im Rahmen des von der Stiftung Umwelt und Entwicklung (SUE) geförderten BUND-Wiesenzentrums in Sankt Augustin gehört es zu seinen Aufgaben, entsprechende Fachexpertise auch weiterzugeben. 

 (Achim Baumgartner)

Ökologisch positiv wirken zahlreiche Veränderungen, die die „Kommunen für biologische Vielfalt“ bereits umsetzen. Zu nennen sind insbesondere die spätere Mahd von Rasenflächen und die zeitversetzte Staffelmahd. Gleichzeitig gibt es im Zuge des vielerorts beabsichtigten Insekten- oder Bienenschutzes auch einige Aktivitäten, die das gesetzte Ziel nicht optimal erreichen. 

Problematisch ist es, wenn kleinräumig für die Natur wertvollere Flächen entwickelt werden, gleichzeitig aber großräumig die Zerstörung fortgesetzt wird. Beispiele für die Zerstörung sind neue Baugebiete, Straßen- und Wegebau und Mischwassereinleitungen. Dadurch werden nicht nur Insekten, sondern auch räumlich anspruchsvollere Arten wie Rebhuhn, Kiebitz, Wechsel- und Kreuzkröte oder Fischarten weiter bedrängt und drohen im Kreisgebiet auszusterben. 

Für den Schutz der Insekten sind mit Blick auf die Kommunen folgende Punkte von besonderer Bedeutung: 

  1. An erster Stelle steht der Stopp des Flächenverbrauchs durch Bebauung und Versiegelung. Der Flächenverbrauch steht an Platz 1 der Ursachen für das Artensterben. Ohne eine neue Art, Städte und Verkehrswege umzugestalten, anstatt immer neuen Boden in Anspruch zu nehmen, gelingt Naturschutz in der Kommune nicht. 
  2. Der Einsatz vorrangig heimischer Arten auch bei der Auswahl von Bäumen und Sträuchern ist wichtig. Exotische Straßenbäume und Ziergehölze wie Kirschlorbeer und Spieren mögen zwar mitunter nektarreiche Blüten aufweisen, sind aber keine Nahrungsbasis für die viel größere Anzahl blattfressenderInsektenarten. Nektar und Pollen exotischer Gehölze eignen sich nur für Generalisten wie die häufige Honigbiene, ein „Nutztier“, bedrohte Wildbienenarten profitieren davon meist nicht. 
  3. Kranke oder tote Bäume, gerade nach dem trockenen Sommer 2018 ein Thema, sollten als wichtiger Insektenlebensraum unbedingt erhalten werden. Müssen sie aus Verkehrssicherungsgründen trotzdem gefällt werden, sollten möglichst hohe Stubben erhalten bleiben und der Rest der Bäume (Stamm- und Astholz) liegend im Bestand oder an einer geeigneten Stelle in der Nachbarschaft verbleiben. An totem Laubholz für Insekten besteht ein erheblicher Mangel. Es ist ein wertvoller Käferlebensraum und ein natürliches „Wildbienenhotel“.  
  4. Insektenschutz verlangt den gesamten Lebenszyklus von Insekten über ein ganzes Jahr hinweg zu berücksichtigen. Ein bunter Blühstreifen, der nach der Blüte komplett abgemäht und abgeräumt wird, ist im nächsten Jahr wieder auf das Zufliegen der Insekten von außen angewiesen. Wir brauchen jedoch Orte, an denen Insekten auch als Ei, Larve und Puppe überleben können, die also Quellen für die Ausbreitung darstellen. Dafür ist es notwendig, Brachen und ganzjährig nicht gemähte Raine zu erhalten und Wiesen und Blühstreifen nur abschnittsweise zu mähen.
  5. Saatgut für Ansaaten muss aus gesicherten, regionalen Herkünften stammen. Zu nennen ist insbesondere das Siegel des VWW, des Verbandes der deutschen Wildsamen- und Wildpflanzenproduzenten. Anderenfalls führen Aussaaten leicht zu einer verheerenden Verfälschung der Flora und der genetischen Gruppen innerhalb der heimischen Pflanzenarten. Die genetische Vielfalt innerhalb der jeweiligen Pflanzen ist aktuell erheblich durch falsches Saatgut aus unklaren oder unpassenden Quellen bedroht. 
  6. Die Wiesenmahd sollte mit dem Balkenmäher erfolgen und Mähgut auf jeden Fall (ggf. nach einer Trockenphase) abgeräumt werden. Mähgut auf der Fläche wirkt in der Regel negativ auf die Artenvielfalt, da es einerseits zur nachteiligen Nährstoffzunahme beiträgt und andererseits als Mulchschicht (wie Rindenmulch) Pflanzenwuchs gerade von bunten Wiesenblumen unterdrückt. 
  7. „Blühstreifen“ sind nicht automatisch insektenfreundlicher als die Vielfalt an Ort und Stelle, wenn sie sich nur erst einmal entfalten darf. Ruderalfluren oder „Schmuddelecken“ z.B. mit Schöllkraut, Knoblauchs-Rauke, Kratzdisteln und Malven sind für die biologische Vielfalt besonders wertvoll. 
  8. Die Umstellung hin zur insektenfreundlichen Grünpflege ist nur wirksam, wenn sie insgesamt große Flächen erfasst. Parkanlagen, Gräben und Straßenbegleitgrün brauchen nicht einige bunte wilde Ecken, sondern sollten insgesamt oder zumindest überwiegend in der Pflege umgestellt werden. 

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