BUND-Kreisgruppe Rhein-Sieg

„Wilde Wiesen Wochenende“ am BUND-Wiesenzentrum

13. September 2022 | Pressemitteilung

BUNDjugend Camp im RWWZ

Rhein-Sieg-Kreis, 13.09.2022: Unter dem Motto „Werde Naturschützer*in für ein Wochenende!“ fand vom 9. bis 11. September 2022 das „Wilde Wiesen Wochenende“ am regionalen Wiesen- und Weidenzentrum (RWWZ) des BUND in Sankt Augustin statt. Gemeinsam mit zwei Betreuer*innen der BUND-Jugend NRW und verschiedenen Naturexpert*innen erkundeten die Teilnehmenden im Alter von 15 bis 25 Jahren die Umgebung.

Nachdem am Freitag die Zelte bezogen waren und sich alle mit einem gemeinschaftlich aus veganen ökologischen Produkten zubereiteten Abendessen gestärkt hatten, ging es zur Nachtfalterkartierung. An den Lichtfallen konnten zahlreiche Nachtfalter, Heuschrecken, Köcherfliegen und andere Zweiflügler erfasst und bestimmt werden. Mit Frühstück und dem Energizer-Spiel „Evolution“ startete die Gruppe in den Samstag und machte sich danach auf den Weg zur Tongrube Niederpleis. Dort erläuterte Achim Baumgartner, Sprecher der BUND-Gruppe Rhein Sieg Kreis, die ökologische Wertigkeit der dort durch den bis vor etwa fünfzehn Jahren betriebenen Tonabbau geschaffenen Lebensräume. Natürlicherweise sind Rohböden aus Ton nur noch selten vorzufinden. Das terrassenförmige Relief mit Wasserlöchern und vegetationslosen Bereichen bietet beispielsweise Gelbbauchunken ein ideales Habitat. Einige Exemplare konnten trotz der Trockenheit gesichtet werden. Der BUND übernimmt hier die Aufgabe, die Flächen offen zu halten, damit diese nicht durch Vegetation überprägt werden und die Lebensbedingungen der ansässigen Arten erhalten bleiben. Dass "Pflanzen nicht gleich Pflanzen" sind und „einfach wild wachsen lassen“ für den Naturschutz nicht immer sinnvoll ist, wurde so am konkreten Beispiel deutlich. Es kommt darauf an, welche Tier- und Pflanzenarten geschützt werden sollen und welche Standortbedingungen dafür notwendig sind. Zur „Ausmagerung“ wurde deshalb gemeinsam das Mähgut auf einer Wiese in der Tongrube zusammengerecht und zum Abtransport aufgeladen.

Noch mehr Artenkenntnisvermittlung gab es nachmittags bei der Wiesenbegehung mit der Biologin Nicole Nöske von Bio-Diverse. Sie betreibt Biodiversitätsforschung und -kommunikation und stellte die verschiedenen Wiesentypen um das BUND-Zentrum vor. Der Unterschied zwischen dem von der Sonne verbrannten deutschen Einheitsrasen und der vom BUND bewirtschafteten Mähwiesen war deutlich erkennbar. Mit Lupen wurden verschiedene Grasarten betrachtet, essbare und Heilpflanzen erläutert. Auf der Streuobstwiese konnten dann noch Falläpfel gesammelt werden. Als nächstes stand tierischer Besuch von Zwergfledermaus Seppel auf dem Programm. Anita Kreuzer versorgt ehrenamtlich verletzte Fledermäuse und verwaiste Jungtiere, die anschließend wieder ausgewildert werden. Sie erklärte, wie sich die Tiere per Echolot orientieren, dass verletzte Flughaut bei guter Pflege langsam nachwächst, Fledermausweibchen nach der Paarung im Herbst in der Lage sind, die Spermien aufzubewahren und erst nach dem Winterschlaf entscheiden, ob sie tatsächlich ein Junges austragen wollen und das eine Fledermaus bis zu 5.000 Mücken pro Nacht jagt. Die Pflege ist sehr zeitaufwendig, weshalb sich motivierte Unterstütze*innen gerne bei ihr melden dürfen. Nachdem Seppel, der nach einem Zusammenstoß mit einer Scheibe, noch nicht wieder fliegen kann, mit Mehlwürmern gefüttert war, gab es auch für die Gruppe Abendessen, mit leckerem Kompott aus den gesammelten Äpfeln zum Nachtisch. Mit einem Fledermausdetektor, der die Rufe in Ultraschallfrequenz der Tiere für Menschen hörbar macht, konnte die Gruppe im Dunkeln noch einige Fledermäuse am Pleisbach orten, bevor sich alle ums Lagerfeuer versammelten.

Bei der Fahrradexkursion am Sonntag durch die Pleisbach- und später die Siegaue wurde noch einmal der Bogen gespannt zur natürlichen Dynamik der Biotope in einer natürlichen Aue und den Pflegearbeiten in einer Tongrube bzw. zu gestaltenden natürlichen Kräften wie dem Biber oder dem Klappertopf.

Zum Abschluss nutzten die Jugendliche nochmal die Möglichkeit, die Leiter*innen zu ihrer Berufslaufbahn im Naturschutzbereich auszufragen. Die Feedbackrunde ergab sehr positve Rückmeldungen, so dass schon allein deshalb eine Wiederholung aussteht. Schon am 10. Oktober ist ein weiteters Workcamp geplant. Bei Kaffee und Kuchen im sonntags von 13.30 Uhr bis 17.00 Uhr geöffneten Hofcafé des Wiesenzentrums ließen sie gemeinsam mit den abholenden Eltern das Wochenende ausklingen.

Der BUND betreibt praktischen Naturschutz auf angekauften oder gepachteten Flächen und vermittelt durch seine Arbeit umweltbezogene Themen in die Gesellschaft und Politik. Ein besonderes Anliegen ist es, die Begeisterung junger Menschen für die Natur zu wecken, ihnen vielfältige zusammenhänge zu vermitteln und Kontakt zu Gleichgesinnten herzustellen. BUND und BUND-Jugend bieten regelmäßig spannende Wochenend- und Feriencamps an. Die einzelnen Ortsgruppen organisieren ebenfalls interessante thematische Veranstaltungen. Wer sich nicht nur über ein Wochenende für Naturschutz einsetzen und sein Wissen über das Zusammenleben von Umwelt und uns Menschen erweitern möchte, kann die Arbeit des BUND bei einem Praktikum, Freiwilligen Ökologische Jahr oder Bundesfreiwilligendienst kennenlernen. Einsatzmöglichkeiten gibt es in verschiedenen Bereichen von praktischer Biotoppflege im Gelände, über Umweltbildung bis zur Arbeit in den Geschäftsstellen.

 

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