Bornheim, 3.2.2024: In einer neuen Broschüre stellt der BUND die umfangreichen Kartierungsergebnisse für die Obstblütenlandschaft Botzdorf-Hennesenberg vor. In den letzten 12 Jahren wurden zahlreiche Gutachten und ehrenamtliche Kartierungen in der Obstblütenlandschaft durchgeführt, einem rund 120 Hektar großen Gebiet im Süden Bornheims. Neben Säugetieren, Vögeln, Reptilien und Amphibien wurden auch Blütenpflanzen und fünf verschiedene Insektengruppen untersucht, darunter die artenreichen Nachtfalter. Die Ergebnisse sind nun aktuell in der reich bebilderten, 54-seitigen BUND-Broschüre „Pflanzen und Tiere in der Obstblütenlandschaft Bornheim“ zusammengefasst. Insgesamt wurden 465 Pflanzenarten, Flechten und Moose sowie 575 Tierarten nachgewiesen. Darunter sind zahlreiche seltene Arten, die in der umgebenden, intensiv genutzten Landschaft kaum noch angetroffen werden.
Ein besonderer Fund gelang mit Hilfe von Fotofalle und einer genetischen Haaranalyse: ein Männchen und ein Weibchen der Wildkatze wurden so erstmals für die Obstblütenlandschaft nachgewiesen. Besonders erfreulich ist auch die große Anzahl von 72 Brutvogelarten. Neben seltenen Arten wie Grauschnäpper, Schwarzkehlchen und Baumpieper kommen im Gebiet auch viele Arten der „Normallandschaft“ wie Stare und Haussperlinge in besonders großer Anzahl vor. Sie profitieren von den vielen Nist- und Versteckplätzen in Gebüschen und Hecken und dem Nahrungsreichtum. Unter den acht Amphibienarten ist die Gelbbauchunke besonders hervorzuheben, die 2015 im Rahmen eines Artenschutzprojekts im Gebiet wiederangesiedelt wurde und seitdem stabil vorkommt. Blindschleiche und Waldeidechse sind in der Obstblütenlandschaft noch erfreulich häufige Reptilien.
Von der großen Gruppe der Insekten wurden bislang Libellen, Heuschrecken, Tag- und Nachtfalter sowie Köcherfliegen systematisch erfasst. Mit bislang 307 nachgewiesenen Nachtfaltern sticht diese Gruppe besonders hervor. Kleine Binsenjungfer, Blauflügelige Ödlandschrecke und Großer Schillerfalter stehen beispielhaft für die verschiedenen Libellen, Heuschrecken und Tagfalter der Obstblütenlandschaft. Unter den Köcherfliegen, deren Larven sich in Gewässern entwickeln, fällt der hohe Anteil gefährdeter Arten auf. Ein Beleg für die Bedeutung der Kleingewässer in den ehemaligen Sand- und Kiesgruben.
Grundlage für die große Pflanzenvielfalt der Obstblütenlandschaft mit 401 Farn- und Blütenpflanzen sowie verschiedenen Flechten und Moosen sind die überwiegend extensive Nutzung des Gebietes sowie die Lebensraumvielfalt. Auf Grundstücken im Eigentum des BUND und des Vogelschutz-Komitees wurden in den letzten 12 Jahren durch den Einsatz zahlreicher Helferinnen und Helfer viele Wiesen gemäht, zu wild wuchernde Brombeeren zurückgeschnitten, Kleingewässer angelegt, Obstwiesen gepflegt und 136 junge Hochstammobstbäume neu gepflanzt. Auf geeigneten Standorten gelang es, verschiedene seltene Pflanzenarten wieder anzusiedeln, darunter den Kleinen Klappertopf und das Silbergras.
Blühende Streuobstwiesen, Gebüsche, Brombeerhecken, Blumenwiesen, Weiden und ehemalige Sandgruben: Das Mosaik unterschiedlicher Lebensräume ist das Markenzeichen der Obstblütenlandschaft Bornheim. Wo Kulturlandschaft so vielfältig ist, ist auch Platz für Artenreichtum: Mehr als 1.000 Pflanzen- und Tierarten wurden inzwischen der Obstblütenlandschaft nachgewiesen, darunter so seltene Arten wie die Wiesen-Schlüsselblume, der Springfrosch, Steinkauz und Neuntöter, die scheue Wildkatze und eine große Anzahl verschiedener Insekten. Der Artenreichtum ist ein Erfolg der jahrelangen Pflege des Gebiets durch die Kreisgruppe Rhein-Sieg des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), der auch durch die Unterstützung weiterer Vereine und Stiftungen ermöglicht wurde. Besonderer Dank gilt dabei dem Vogelschutz-Komitee, der KARL KAUS Stiftung, der NRW Stiftung Natur Heimat Kultur, dem Landschafts-Schutzverein Vorgebirge sowie der HIT Umwelt- und Naturschutzstiftung. Die Synthese aus Förderung und ehrenamtlichem Engagement vor der eigenen Haustüre ist hier ausgezeichnet gelungen! Der Erfolg motiviert, genau so weiter zu machen.
Zu Recht ist dieses „Juwel“ vor den Toren Bornheims bereits drei Mal als UN-Dekade-Projekt für Biologische Vielfalt ausgezeichnet worden.
Die BUND-Broschüre „Pflanzen und Tiere in der Obstblütenlandschaft Bornheim“ ist online abrufbar. Interesse an der Erfassung bislang nicht bearbeiteter Tier- und Pflanzengruppen sowie die Meldung neuer Arten an die Autor*innen oder an buero@bund-rsk.de werden ausdrücklich begrüßt.
www.bund-rsk.de/service/publikationen/detail/publication/pflanzen-und-tiere-in-der-obstbluetenlandschaft-bornheim/